Ansprache am Ostermontag 2015 über Lukas 24
Predigt vom 06.04.15 (Pfarrer Stephan Bickhardt) Ort: Fahrradkirche
Liebe Gemeinde,
wir spüren Freude. Wir sind hier an der Fahrradkirche Zöbikger. Ihr und Sie seid mit dem Fahrrad gekommen oder habt einige Schritte zu Fuß hierher unternommen. Wir gehen am Osterfest voller Erwartung hierher, an einen Ort, den wir ins Herz schließen können. Und wir wollen hineingehen in diese Kirche. Wir sehen eine Ruine und doch sehen wir viel mehr. Wir sehen alte Steine in ihrem tiefen Rot, ganz verschieden stehen sie aus in ihrem Rot. Wir spüren Freude, an diesem belebten Ort zu sein. Und wir sehen einander, wie lebendige Steine in dem Bauwerk Gottes.
Freude – hatten die Jünger Freude auf ihrem Weg drei Tage nach der Hinrichtung ihres Lehrmeisters, Jesus? Nein, wohl kaum. Sie blieben traurig stehen auf dem Weg. Zu Fuß waren sie unterwegs von Jerusalem nach Emmaus. Der Schmerz machte ihnen den Weg schwer. Da kam er gerade recht, dieser fremde Mann, der sie ansprach, der sah, wie sie mehr redeten als liefen, der sah, wie eine Traurigkeit in ihren Gesichtern stand, wie sie redeten unaufhörlich. Wir Menschen reden manchmal ewig lang, wenn wir etwas nicht verstehen. Was habt ihr denn, fragte der fremde Mann, was habt ihr denn, das euch so beschäftigt?
Der fremde Mann hörte ihnen zu und dann erzählte er ihnen Geschichten aus der Bibel. Er fing ganz vom Anfang der Bibel an, er begann mit Mose zu erzählen. Das war tröstlich. Es kann sehr tröstlich sein, wenn ein Mensch gestorben ist, dann eine Geschichte aus der Bibel zu hören. So langsam kamen nun die Männer gemeinsam an das Ziel, nahe an das Dorf Emmaus. Die beiden Männer waren froh nicht allein zu sein in ihrer Traurigkeit. Wer ist schon gern lang allein in der Trauer? Jetzt hörten sie nicht mehr zu. Jetzt wollten sie den Mann nicht weiterziehen lassen. Jetzt überredeten sie den Mann, bleibe bei uns, bitte. Sie sahen zum Himmel, die Sonne verschwand hinterm Horizont. Es wird dunkel, komm mit in unser Haus.
Ob die Männer irgendwann wieder Freude empfinden? Wann werden sie wieder Freude empfinden? Auch ein jeder, eine jede von uns hier kommt am Abend nach Hause – nach einem langen Tag in der Schule oder auf der Arbeit. Dann bereiten wir uns den Tisch und es ist gut, nicht allein zu sein. Da saßen sie nun am Tisch, die beiden Traurigen und der Fremde. Reden macht nicht satt. Brot lag auf dem Tisch und Wein stand da und Wasser. Da nahm der Fremde das Brot, das ganze Brot. Er brach nicht ein Stück vom Rand ab. Er nahm das ganze Brot, sprach ein Wort des Dankes zu Gott – danke für das Getreide, dass du wachsen lässt und wir zu essen haben – und dann brach er es in der Mitte durch und gab dem einen ein Stück und dann gab er dem anderen.
Da leuchteten die Augen der beiden Männern, in der späten Abendstunde wurden ihre Gesichter ganz hell. Da brauchte es kein Wort mehr, das war ein Ereignis, eine Überraschung. Der Fremde spricht die Worte aus wie Jesus - und seine Hände, das waren die seinen. Wie er das Brot brach. Sie waren aufgewühlt, eine wilde Freude des Herzens. Jesus ist wieder da. Große Überraschungen erleben wir manchmal, herrliche. Die allergrößten Überraschungen geschehen im Alltag, wenn Jesus an uns vorübergeht. Wir sind heute hierhergekommen, weil wir spüren, wo sich Ostern feiern lässt – an einer Ruine. Ich kann es kaum erwarten, mit Euch, mit Ihnen zusammen durch diese Ruine zu ziehen. Jesus wird vorübergehen. Er ist da.
Amen.
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