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Predigt zu Johannes 2, 1-11 am 2. Sonntag nach Epiphanias 17.01.2021
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Predigt zu Johannes 2, 1-11 am 2. Sonntag nach Epiphanias 17.01.2021

Predigt vom 17.01.21 (Pfarrer Frank Bohne) Ort: Martin-Luther-Kirche

Liebe Gemeindeglieder zu Hause, liebe Besucherinnen und Besucher unserer Internet-Seite!

Und am dritten Tage war eine Hochzeit zu Kana in Galiläa, und die Mutter Jesu war da. Jesus aber und seine Jünger waren auch zur Hochzeit geladen. Und als der Wein ausging, spricht die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein mehr. Jesus spricht zu ihr: Was habe ich mit dir zu schaffen, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen.
Seine Mutter spricht zu den Dienern: Was er euch sagt, das tut.
Es standen aber dort sechs steinerne Wasserkrüge für die Reinigung nach jüdischer Sitte, und in jeden gingen zwei oder drei Maß. Jesus spricht zu ihnen: Füllt die Wasserkrüge mit Wasser! Und sie füllten sie bis obenan. Und er spricht zu ihnen: Schöpft nun und bringt’s dem Speisemeister! Und sie brachten’s ihm.
Als aber der Speisemeister den Wein kostete, der Wasser gewesen war, und nicht wusste, woher er kam – die Diener aber wussten’s, die das Wasser geschöpft hatten –, ruft der Speisemeister den Bräutigam und spricht zu ihm: Jedermann gibt zuerst den guten Wein und, wenn sie trunken sind, den geringeren; du aber hast den guten Wein bis jetzt zurückgehalten.
Das ist das erste Zeichen, das Jesus tat. Es geschah zu Kana in Galiläa, und er offenbarte seine Herrlichkeit. Und seine Jünger glaubten an ihn.

Liebe Gemeinde!
Gottes Liebe scheint auf in der Welt: Das meint Epiphanias. Wir gehen den Lichtspuren nach.
Heute, am 2. Sonntag, sind wir hörend zu Gast auf einem Hochzeitsfest in Kana, einem Dorf in Galiläa. Kaum einen Tagesmarsch ist es von Nazareth entfernt.
Ein frohes, typisch orietalisches Fest. Der ganze Ort ist auf den Beinen, zwei, drei Tage lang. Es wird gesungen, gegessen und getrunken, getanzt und gelacht. Und Jesus ist mittendrin. Auch er und seine Angehörigen sind eingeladen. Ein Fest der Liebe und des Lebens.
Doch nach etlichen Stunden scheint der gute galiläische Wein ausgegangen zu sein. Eine peinliche Situation bahnt sich an - für das Bautpaar, und deren Eltern. Noch haben es die Gäste nichts bemerkt. Aber Maria, Jesu Mutter, ist die Sache nicht entgangen. Erste Gläser stehen leer. Aufmerksam hat sie beobachtet, wie das Dienstpersonal zu tuscheln beginnt. Was tun? Woher nehmen und nicht stehlen? Da gibt sie ihrem prächtigen Sohn Jesus einen Wink. „Sie haben keinen Wein mehr...“  Was nichts anders heißt als: 'Tu was, greif ihnen unter die Arme, ich weiß dass du das kannst!'
Und Jesus? Der gibt seiner Mutter eine ziehmlich brüske Antwort. „Na und? Was geht mich das an, Frau! Ich bin heute hier zum Feiern…“ 
Ob Maria jene Antwort verletzt hat? Ihr Ältester! Wunderlich ist er manchmal schon. Fast hat sie sich dran gewöhnt.
Vor einem Monat war er einfach verschwunden. In die Wüste, hieß es, zu Johannes. Wie ausgewechselt kam er wieder zurück, in sich versunken und ernst, mit ein paar Jüngern inm Gefolge… Wie war sie froh, dass er mit seinen Brüdern und Schwestern mit gekommen war hierher zu diesem Fest, zur Hochzeit in entfernter Verwandtschaft.
Für Gott wollte er da sein. Na schön! Und diese beiden Turteltauben? - die waren sein Volk.
Spricht Gott nicht sonst von einer fröhlichen, glücklichen Hochzeit, die für alle werden soll, wenn ER kommt? Wenn Du als einen besondern Draht zu diesem unserm Gotte hast, dann wäre jetzt Zeit, es zu beweisen. Was heißt da: 'Meine Stunde ist noch nicht gekommen!?'
Den Glücklichen schlägt keine Stunde….
„Was er euch sagt, das tut!“ Das ist Marias letztes Wort zum Personal...
Und dann dauert es tatsächlich nur eine kleine Weile: Jesus lässt Wasserkrüge mit frischem Wasser füllen, und wie durch ein Wunder wird daraus ein ganz besonderer Wein. Guter, rot funkelnder Hochzeitswein. 6 große Kübel, hunderte Liter, das sollte reichen - für eine kleine Ewigkeit.
Auffällig, dass beinah keiner von diesem kleinen Zwischenfall, diesem ersten Zeichen, das Jesus in der Öffentlichkeit tut, bemerkt. Nur ein paar „Insider“: seine Mutter, ein paar Leue vom Personal, bekommen es mit.
Das Licht einer anderen Welt, ein Stück vom Himmel, scheint herüber. Auf jene schlichte Hochzeit von zwei Menschen.  Wo getanzt wird und gesungen und gelacht. Denn da gehört das Wirken des liebenden Gottes als erstes hin.
Wo ist unser Platz in dieser Geschichte?
Wo setzen du und ich uns hin bei diesem Hochzeitsfest?
Ich habe über die Geschichte als Pfarrer schon einige Male nachgesonnen und gepredigt. Mal habe ich mich gedanklich zu den Feiernden an die lange Tafel gesetzt, und Gottes Güte gepriesen. Lob und Dank für die Freude, die der Herr uns schenkt! Wo ER dabei ist, da gelingt das Leben.
Ein andermal habe ich mich zum Dienstpersonal gesellt und genau hingehört: „Was er euch sagt, das tut!“   ...und dann meiner Gemeinde ausgerichtet, dass wir nicht sparen sollen an dem, was der Herr uns schenkt. Wir sollen aus dem Vollen schöpfen. Austeilen von dem, was wir selber nur empfangen haben. Wie von gutem Wein… Für Nachschub, da sorgt Christus selbst. Wenn uns die Kraft ausgeht, wenn wir nicht weiter wissen.
Auch an der Seite von Jesus habe ich schon gestanden. Mit ihm kannst du große Gemeindefeste vorbereiten und Ehrenamtsempfänge, auf denen gut gegessen und getrunken, getanzt und gelacht werden darf.
Auch habe ich den Spott vom Oberkellner an den Bräutigam schon aufgegriffen: Was seid ihr bloß für Leute?! Jeder gibt zuerst den guten Wein, und später den geringen. Ihr aber macht es umgekehrt… Und mit diesem Satz dann heftig Kritik geübt in Küsterrunden und Kirchvorständen, die Billig-Wein im Tetrapack beim Abendmahl verwenden und zu Hause, eine Stunde später, teuren von der Mosel…
Die Geschichte gibt Raum. Sie hat Platz für verschiedene Perspektiven. Doch was fangen wir mit ihr diesmal an, im zweiten Jahr der Pandemie?
Abendmahl als Gemeinde ist vorerst nicht mehr. Den guten Wein aus Israel, den wir verwenden, können wir höchstens beim Hausabendmahl oder am Krankenbett schmecken.
Rauschende Gemeinde- und Familienfeste sind seit Monaten abgesagt. Aus dem Vollen zu schöpfen in unseren Gottesdiensten, auszuteilen von dem Guten, was wir haben, der Kirchenmusik nur als Beispiel, fällt schwer. Zurückhaltung ist angesagt, weil nicht gesungen und getanzt, Begegnung aufs Nötigste beschränkt werden soll. Jenes Hochzeitsfest ist nur schwer vorstellbar unter Bedingungen, wie wir sie derzeit praktizieren müssen.

Wo ist heute dein und mein Platz in dieser Geschicjhte? Wo setze ich mich hin? Oder gehen wir gleich wieder traurig nach Hause?
Dann aber habe ich tatsächlich einen möglichen Ort für mich entdeckt: einen kleinen, schmalen Platz, an der Seite von Maria.
Aufmerksam hat sie die Situation im Blick, sie ahnt den Mangel und die Not, der sich auf dem Fest bald einstellen wird. Deshalb wendet sie sich voll Vertrauen - wie in einem Gebet - an Jesus. Und bekommt eine patzige Antwort.
Doch sie lässt sich davon nicht beirren. Auch wenn sie keine Ahnung hat, wie die Situation ausgehen wird. Sie vertraut - trotz Zurückweisung - auf Jesu göttliche Macht. Dabei ist ihr bewusst, dass sie IHN weder drängen kann noch darf.
Kein Gebet kann Jesus zwingen. Auch wenn Sorge, Angst und Ungeduld uns im Nacken sitzen. Christus ist kein göttlicher Oberkellner, der prompt und genau das liefert, was wir gern hätten. Wann und wie ER hilft, lässt ER sich nicht vorschreiben.Nicht mal von seiner Mutter.
Und doch weiß Maria sehr genau: Wenn etwas nötig ist und bleibt -damit ein wie auch immer geartetes Wunder auch nur in Ansätzen geschehen kann - dann ist es Vertrauen. Sie hat Vertrauen in den Gottessohn Jesus.  Dass die Verbindung mit ihm steht: zu Gott, dem Vater im Himmel. Das reicht ihr.
Und dann nehmen die Dinge ihren Lauf. Aus dem, was da ist, wird das beste gemacht. Aus sechs Wasserkübeln fließt am Ende guter Wein. Das Fest des Lebens - es geht weiter.
Vertrauen, Glaube, Hoffnung sind die Voraussetzung für Wunder. Vom Himmel fällt nichts. Das macht mir Maria sympathisch, und deshalb suche ich in dieser so wirren Zeit auch ihre Nähe.
Manche Antwort Gottes auf unsere Sorgen, unsere Angst, die wir in unsere Gebete legen, kommt uns in der derzeitigen Situation vielleicht auch „patzig“ vor. Wir bitten um Hilfe und Rat, um Genesung und Schutz, um Weisheit für die Wissenschaft, um Kraft für Ärzte und Pflegepersonal, um Geduld für die vielen, die unter den Folgen von Corona leiden.
Wir warten darauf, dass leere Krüge sich einmal wieder füllen. Mit Freude, Lob und Dank. Damit greifbar und spürbar wird, dass Gottes Fest mit uns noch längst nicht am Ende ist, dass sein Leuchten aus dem Türspalt auch zu uns herüber scheint.
Wie und wann dies geschieht, das weiß ich nicht. Doch mein Vertrauen in IHN, den Christus, meine Hofnung und mein Glaube, der bleibt.

Vorgestern in einer Andacht über ZOOM habe ich ein Gedicht gehört, das mich sehr berührt hat, weil es von solcher Hoffnung, solchem Vertrauen kündet. Es ist von Mascha Kaleko. Auch sie hat längst schon Platz gefunden bei jenem Hochzeitsfest: Dem Fest des Lebens.  Sie nennt ir Gedicht „Rezept“ ...

Rezept

Jage die Ängste fort
Und die Angst vor den Ängsten.
Für die paar Jahre
Wird wohl alles noch reichen.
Das Brot im Kasten
Und der Anzug im Schrank.

Sage nicht mein.
Es ist dir alles geliehen.
Lebe auf Zeit und sieh,
Wie wenig du brauchst.
Richte dich ein.
Und halte den Koffer bereit.

Es ist wahr, was sie sagen:
Was kommen muß, kommt.
Geh dem Leid nicht entgegen.
Und ist es da,
Sieh ihm still ins Gesicht.
Es ist vergänglich wie Glück.

Erwarte nichts.
Und hüte besorgt dein Geheimnis.
Auch der Bruder verrät,
Geht es um dich oder ihn.
Den eignen Schatten nimm
Zum Weggefährten.

Feg deine Stube wohl.
Und tausche den Gruß mit dem Nachbarn.
Flicke heiter den Zaun
Und auch die Glocke am Tor.
Die Wunde in dir halte wach
Unter dem Dach im Einstweilen.

Zerreiß deine Pläne. Sei klug
Und halte dich an Wunder.
Sie sind lang schon verzeichnet
Im grossen Plan.
Jage die Ängste fort
Und die Angst vor den Ängsten.             (aus: „Die paar leuchtenden Jahre“)

So halte auch ich mich in dieser Zeit an Wunder. Amen.

 

 

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Pfarrer Frank Bohne
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