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Predigt zu Matthäus 17,1-9  am letzten Sonntag nach Epiphanias, 31.01.2021
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Predigt zu Matthäus 17,1-9 am letzten Sonntag nach Epiphanias, 31.01.2021

Predigt vom 31.01.21 (Pfarrer Frank Bohne) Ort: Martin-Luther-Kirche

Und nach sechs Tagen nahm Jesus zu sich Petrus und Jakobus und Johannes, seinen Bruder, und führte sie beiseits auf einen hohen Berg. Und er ward verklärt vor ihnen, und sein Angesicht leuchtete wie die Sonne, und seine Kleider wurden weiß wie ein Licht.
Und siehe, da erschienen ihnen Mose und Elia; die redeten mit ihm. Petrus aber antwortete und sprach zu Jesu: HERR, hier ist gut sein! Willst du, so wollen wir hier drei Hütten machen: dir eine, Mose eine und Elia eine.
Da er noch also redete, siehe, da überschattete sie eine lichte Wolke. Und siehe, eine Stimme aus der Wolke sprach: Dies ist mein lieber Sohn, an welchem ich Wohlgefallen habe, den sollt ihr hören!
Da das die Jünger hörten, fielen sie auf ihr Angesicht und erschraken sehr. Jesus aber trat zu ihnen, rührte sie an und sprach: Stehet auf und fürchtet euch nicht! Da sie aber ihre Augen aufhoben, sahen sie niemand denn Jesum allein.
Und da sie vom Berge herabgingen, gebot ihnen Jesus und sprach: Ihr sollt dies Gesicht niemand sagen, bis das des Menschen Sohn von den Toten auferstanden ist.

Liebe Gemeinde!
Gottes Spuren scheinen auf in der Welt. Am letzten Sonntag in der Epiphaniaszeit führen sie uns hinauf auf einen Berg, und wir sehen von weitem das Ziel. Das, weswegen Jesus gekommen ist: Leiden, sterben, und dann auferstehen.
Unterwegs mit IHM sind drei Jünger: Da ist Petrus. Vor wenigen Tagen hatte ER ihn vor den andern „Felsenmann“ genannt. Dazu Jakobus und Johannes, die beiden Brüder vom See. Nur der engste Kreis, wenn Jesus sich von der Menge zurückziehen will. So steigen sie mit IHM hinauf.
Der Tabor-Berg liegt südlich, kaum einen Tagesmarsch vom See Genezareth entfernt, gen Jerusalem. Manchmal hängen Nebelfetzen, die sich nachts auf dem Wasser bilden, am Morgen um seinen Gipfel, wie festgehakt, und das Licht der aufgehenden Sonne bricht sich darin, so dass die Wölkchen fast strahlen.
Als Fischer vom See kennen sie das Phänomen - von Kindheit an. Doch etwas ist an diesem Morgen anders: Als sie den Gipfel erreichen, werden sie Zeugen einer atem-beraubenden Erscheinung: Das gespannte, braune Antlitz Jesu – es verändert sich. Leuchtet. Ja, strahlt mit noch ungekannter Schönheit. Auch seine Kleider leuchten – weiß wie Schnee. Und für einen Moment ist es den Jüngern, als springe der Funke über: Der tiefe Sinn ihres Glaubens an den Gott ihrer Väter und diesem Rabbi Jeshua, dem sie folgen. Denn sie schauen Mose und Elia und zwischen ihnen Jesus.
Dass er über sie spricht..., gewiss, das kannten sie. Aber mit ihnen, im Austausch - auf Augenhöhe? Ein unglaubliches Glück erfasst ihre Herzen und Sinne. Hier bleiben! Das Glück festhalten! Nie wieder hinunter müssen in die Niederungen menschlichen Elends.  Ist das nicht der Sinn jeder Religion…?
Petrus, das Großmaul, will Hütten bauen. Für die Drei, sagt er. Oder doch für sich selbst? Kaum erwogen, platzt die Seifenblase. Ihr Glück wird gedämpft. Denn ein zweites Licht kommt. Nun werden sie selber umhüllt von einer Wolke aus Licht.
Als Galiläer kennen sie den Tabor-Berg. Doch als die Wolke mit ihnen zu sprechen beginnt, haut es sogar hart gesottene Fischer um … Eine unglaubliche Furcht ergreift sie, wirft sie zu Boden.
Nicht das wunderbare Licht war es, das sie schreckt. Das war herrlich! Aber die unerbittliche Klarheit jener Stimme:  Das ist mein lieber Sohn, ihn sollt ihr hören!
Ihr Glück, die wunderschöne religiöse Erfahrung, sie ist fort. Stattdessen abgrundtiefe Angst. Erst als sie Jeshua berührt, sie anspricht, da wagen sie den Blick und heben den Kopf. Den dreien wird klar, dass ihnen gerade eine Gottesbegegnung widerfahren ist. Genau wie dem neugierigen Mose am Dornbusch, und dem geschundenen Elija am Horeb. Das waren die Glaubensgestalten Israels. Die standen für den Himmel. Doch wer waren denn sie?!   Einfache Leute, Fischer vom See...
Wo Gottes Klarheit und Wahrheit aufgeht, da haben Menschen Angst. Was wird mit mir geschehen? Was will Gott von mir? Kann ich bestehen, und wobei?
Da berührt sie Jesus. Sanft fasst er sie bei der Hand und holt sie zurück, mit beiden Beinen auf die Erde. Was hatten sie geglaubt, wer ER sei? Hatte Petrus nicht vor Tagen gesagt, er sei der Christus, der Sohn des Lebendigen Gottes?
Da hast Du's! Manchmal geschieht es, dass der eigene vollmundige Glaube dich einholt, unversehens, und dich erschüttert bis ins Mark! Das hatten sie gerade erlebt mit Gott und ihrem Herrn, auf diesem Berg.
Den ganzen Weg zurück wird Jesus brauchen, ihnen zu erklären, was mit IHM geschehen muss: Leiden, sterben, auferstehen. „Fürchtet euch nicht!“ sagt ER den Dreien. Mehrmals hatte er es ihnen schon angekündigt. Und immer hatten sie es weg geschoben…  Leiden und sterben – Du? Die Menschen lieben dich! Du gibst ihnen zu essen, machst sie an Leib und Seele gesund. Wer soll dir Übles wollen...
Was hatten sie geschaut? Ein wunderschönes, herzerwärmendes Licht. Doch weiterbringen sollte sie die Stimme! Nicht das, was ihr seht, ist wichtig. Das was ihr hört, von IHM, das ist entscheidend.
So laufen die Drei mit ihrem Herrn wieder hinunter. Dahin, wo sie meinten mit einem Anflug von Religion gerade entkommen zu sein. Dahin führt sie ihr Herr und Meister wieder zurück. Die Hütten für Gott, die sollen sie bauen. Aber nicht oben auf den Bergesspitzen. Die Hütten, die sie als Jünger, als Gemeinde bauen werden, die sollen da hin, wo Gott wohnen will: in der Not der Menschen, im Tal der Tränen, bei den Schwachen und Geschundenen, in den nicht endenwollenden Mühen des Alltags.
Mit ihnen will Jesus anfangen. Auf ihnen seine Kirche bauen. Hatte das nicht auch ein Prophet gesagt?  „Seht da, die Hütte Gottes bei den Menschen!“
Diese drei durften im kleinen Kreis schon jetzt erfahren, was der ganzen Jüngerschar, den ersten Zeugen und der frühen Gemeinde mit Ostern blüht. Christus wird erscheinen, das Licht der Auferstehung wird sich um ihn legen. Und auch dann werden die Geschwister wieder hören: Fürchtet euch nicht!
An diesem Tag, auf jenem Berg ist ein Stück die Tür zum Himmel aufgegangen. Menschen haben Anteil bekommen an der Perspektive Gottes. Und damit sie dies verstehen und ertragen, auf dass ihnen das Geschaute nicht zu Kopf steigt, hat Jesus, der Gottessohn, sie berührt und angeredet: „Fürchtet euch nicht.“
Auch unser Leben besteht manchmal aus lichten, strahlenden Momenten. Wenn Dinge gelingen, wo wir rundum glücklich sind, und wir den Eindruck haben, es müsste immer so bleiben. So dass wir schon dran denken, uns einzurichten, Hütten zu bauen im Glück. Von Gottes Segen singen, Gott in den höchsten Tönen loben, uns versichern, wie gut wir uns entschieden haben mitsamt unserer Religion, das fällt dann leicht.
Doch viel häufiger sind es die schlichten, die gewöhnlichen Erfahrungen, der Mangel an Lichtblick, die Abründe und dunklen Seiten des Lebens, die wir erleben, der Zweifel und die Angst. Mag sein, dass manche dann am liebsten versuchen mithilfe der Religion den menschlichen Niederungen und all dem Elend zu entkommen. So wie Lenin es behauptet hat: „Religion als Opium für's Volk…“
Doch dann hätten wir die Rechnung ohne unsern Gott, und ohne Jesus gemacht. Ein Christenleben ist meist erstaunlich unspektakulär. Und ein Glaube an den lebendigen Gott ist meilenweit von Religion entfernt.
Die meisten Geschwister, die ich kenne, Leute, die ihren Glauben gelebt haben und selig heimgegangen sind, die haben keine großen Erscheinungen gehabt. Nur ganz, ganz wenigen wurde zuteil, dass der Spalt der Himmelstür einmal ein stückweit aufgegangen ist - und sie durften schauen.
Diese Geschichte, die Geschichte der Verklärung Jesu, kann dich und mich trösten. Nicht das himmlische Licht, nicht das Schauen himmlischer Sphären und das Festhaltenwollen ist für dein und mein Leben entscheidend. Die Stimme Gottes sagt: Auf IHN, auf Christus sollt ihr hören! Das Hören ist das Entscheidende.
Und deshalb haben jene drei Jünger, die durch ein Bad der Gefühle - von Glück bis Angst - gegangen sind, uns übehaupt nichts voraus. Wie sie, können wir hören. Von diesem Christus, seinem Leiden, Sterben, Auferstehen. Und daraus für uns Konsequenzen - man kann auch sagen: „Glaubensfrüchte“ - ziehen.
„Fürchtet euch nicht!“ sagt Christus dir und mir. „Auch dann, wenn du ganz unten bist. Ich bin da und gehe mit dir mit! Bis hinunter in die Mühen der Ebene. Bis hin ins dunkelste Tal der Tränen. In diesen Monaten voll Sorge, Angst und Zweifel. Und wann immer du es brauchst. Dafür geschah mein Leiden - Sterben - Auferstehen.“
Das Fest der Verklärung Jesu erklingt bei uns als Schlussakkord der Epiphaniaszeit.  Es zieht damit die Spur von der Krippe bis zum leeren Grab, von der Weihnacht bis zum Osterfest. In der katholischen Kirche wird es mitten im Sommer begangen. Doch sie hat es erst seit 500 Jahren von der Orthodoxen Kirche übernommen. Die feiern es seit dem 5. Jahrhundert, und es gehört zu den 12 wichtigen Hochfesten im Jahr.
Verklärung Jesu, „Metamorphosis“ – wie es griechisch heißt, ist für unsere östlichen Geschwister nicht nur eine Sache, die an Jesus geschieht. Für sie ist es die Perspektive jedes Christenmenschen. Das Licht, das Jesus umhüllt und schon einmal vorab verändert, das weist auf Ostern. Und das ist nicht nur das glückliche Ende für Jesus. Das ist auch etwas für Petrus, Jakobus und Johannes. Für die Geschwister der ersten Gemeinde und alle, die diesem Christus seither folgen, auf IHN getauft sind und ihm folgen, seiner Spur.
Für sie ist Metamorphosis, Verklärung und Veränderung das, was wir Lutherischen „Rechtfertigung“ nennen. Es betrifft uns ganz, unsere tiefste Existenz, wie wir bestehen vor Gott. Das meint für Griechen Metamorphosis. Wenn sie um Christus erstrahlt, dann gibt das große Hoffnung. Nicht nur IHM, sondern uns! Wir sind mit gemeint. Denn dieses Licht – es wird auch dich und mich umstrahlen. Und verändern, schon jetzt. Auf Erden, hier, fängt es an. Und vollenden wird es uns dort.

Fürchtet euch nicht!   Amen.

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