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Predigt im ökumenischen Gottesdienst zum Abschluss des Pilgerweges in Kleinhan/Malý Háj über Kol. 3,2
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Predigt im ökumenischen Gottesdienst zum Abschluss des Pilgerweges in Kleinhan/Malý Háj - Trinitatiskirche - über Kol. 3,2

Predigt vom 28.07.13 (Pfarrer Dr. Arndt Haubold)

Liebe Gemeinde!

Von Schätzen verstehen wir hier etwas im Erzgebirge. Es war einst reich an Bodenschätzen, die unsere Vorfahren unter gewaltigen Anstrengungen aus der Erde geholt haben. So ist das mit Schätzen – sie wollen ausgegraben sein; man findet sie nicht im Vorbeigehen auf der Straße liegen. Manche träumen noch von verborgenen Schätzen wie dem Bernsteinzimmer.

Von Schätzen weiß auch die Kirche etwas. Denn sie ist eine Hüterin über viele Schätze. Was sind die Schätze der Kirche? Es sind ihrer fünf.

Da sehen wir zuerst zahlreiche Kunstschätze in unseren Kirchen. Etliche sind in Kriegen und Glaubensverfolgungen geraubt oder zerstört worden. Unsere Kirche hütet Kunstschätze. Das klingt gar nicht nach Glauben, sondern nach Denkmalpflege. Aber die meisten Kunstschätze in unseren Kirchen sind ja Glaubenszeugnisse. Sie zeigen uns Christus, die Bibel oder die Heiligen, und deshalb liegt Christus in ihnen verborgen. Manche Zeitgenossen besuchen nur im Urlaub eine Kirche. Sie verstehen sich gar nicht als Christen, aber über Kunstwerke spricht Gott sie doch im Verborgenen an. Gott hat uns Christen Kunstschätze anvertraut, weil wir das Erbe der Vorfahren zu schätzen wissen und es nicht aus einer Zeitmode heraus als altmodisch wegwerfen. Nimm deine Kinder und Enkel an der Hand und führe sie an die Kunstschätze unserer Kirchen heran, so führst du sie zu Christus!

Zu den Schätzen der Kirche gehört zweitens der Gottesdienst und alles, was dazugehört: die Abendmahlskelche, Taufschalen, die heiligen Bücher, die Liturgie, die Orgeln. Wir benutzen sie bis heute, wir schauen sie nicht nur an wie Kunstwerke im Museum. Nimm Teil an den heiligen Sakramenten und am Gottesdienst! Denn darin liegt Christus verborgen.

Drittens hat Martin Luther in der 62. seiner berühmten 95 Thesen geschrieben: „Der wahre Schatz der Kirche ist das allerheiligste Evangelium von der Herrlichkeit und Gnade Gottes“. Kunstschätze führen uns an Christus heran, aber der wahre Schatz ist das Evangelium von der Herrlichkeit und Gnade Gottes! Das Evangelium ist nicht nur ein Buch, aus dem wir im Gottesdienst vorlesen. Es ist die Botschaft Gottes: Ich, Gott, bin herrlich und gnädig! Die Herrlichkeit Gottes wird zwar manchmal getrübt durch die Gewalt der Natur und des Menschen. Aber sie strahlt immer wieder auf wie die Sonne nach den dunkelsten Wolken. Und ohne Gottes Gnade, ohne Rechtfertigung aus Glauben wären wir vor Gott nichts. Das bekennen katholische und evangelische Christen seit vielen Jahren wieder gemeinsam.

Der vierte Schatz der Kirche aber ist Christus selbst – denn er ist der Inhalt des allerheiligsten Evangeliums! Er wird heute oft geringgeschätzt. Viele Menschen glauben an Gott, auch an Engel oder an Sternbilder – aber an Christus möchten sie nicht glauben. Wer jedoch Gott ohne Christus glaubt, wird den göttlichen Schatz nicht finden. Denn in Christus liegen alle Schätze verborgen. Christus ist so reich, dass jeder davon reicher werden kann. Keiner kann sagen: Für mich bietet Christus nichts. Dann hat er ihn noch nicht wirklich in seiner Fülle kennengelernt. Er ist voller Weisheit – aber das ist kein Studienabschluss oder kein Zertifikat für Qualitätsmanagement. Sondern Christus ist weitblickender und großherziger als wir Menschen. Er sieht alles aus Gottes Perspektive, weil er Teil des lebendigen Gottes ist und nicht nur ein menschliches Idol. Er ist deshalb auch tolerant im höchsten Maß – auch wenn er das Wort nie gebraucht hat.

Wir Christen sind dagegen nicht vollkommen. Paulus schreibt (2. Kor. 4,7): „Wir haben aber diesen Schatz (des Evangeliums) in irdenen Gefäßen“. Unser Glaube wird noch getrübt durch unsere Schwächen. In der Kirche menschelt es überall, sie ist noch nicht die Gemeinschaft der perfekten Heiligen. Und dennoch sind fünftens gerade die Menschen, insonderheit die Getauften, die Schätze der Kirche! Was nützte uns eine herrliche Kirche, wenn keine Gläubigen sich dort versammelten, um Gott anzubeten? Sei dir bewusst, dass du eine Perle im Kronschatz Gottes bist, die glänzen soll!

Die Schätze der Weisheit und Erkenntnis sind und bleiben aber auch in Christus verborgen. Sie bleiben für uns ein Stück Geheimnis. Wir erkennen Gott nie ganz – auch der gelehrteste Theologe und der frömmste Beter nicht. Christus hält für uns immer noch neue Gotteserkenntnis bereit. Jan Hus, Thomas Müntzer, Martin Luther, Johann Matthesius und andere Reformatoren haben am Beginn der Neuzeit Gott ganz neu entdeckt. Die Kardinäle der römisch-katholischen Kirche haben im Zweiten Vatikanischen Konzil Gott auch auf mancherlei Weise neu erkannt. Heute erkennen wir im ökumenischen Dialog der Konfessionen Gott auf manche Weise neu. Wir dürfen gewiss sein, dass die in Christus verborgenen Schätze der Weisheit und Erkenntnis uns auch in Zukunft neue geistliche Entdeckungen bescheren. Deshalb ist Toleranz für uns angesagt, Geduld und Liebe.

Von Schätzen verstehen wir hier etwas im Erzgebirge. Lasst uns auch von den fünf geistlichen Schätzen – den Kunstwerken, dem Gottesdienst, dem allerheiligsten Evangelium, Christus selbst und seinen Kindern - immer mehr verstehen!

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Pfarrer Dr. Arndt Haubold
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