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Predigt über Mt12, 38 - 41, zu Reminiscere am 28.02.2021, Auenkirche Markkleeberg-Ost, 10.00 Uhr
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Predigt über Mt12, 38 - 41, zu Reminiscere am 28.02.2021, Auenkirche Markkleeberg-Ost, 10.00 Uhr

Predigt vom 28.02.21 (Vikarin Daniela Hagemeyer)

Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater und dem Herrn Jesus Christus.

Beweise es mir!
Zuerst schien alles gut. Endlich hatte sie den Richtigen getroffen, nach all den Pleiten und gescheiterten Beziehungen. Am Wochenende standen sie immer zusammen auf und frühstückten. Dann ging es raus in den Wald. Lange Spaziergänge. Später am Tag kochten sie zusammen und ließen den Abend bei einem Glas Wein ausklingen. So ging es eine ganze Weile. Manchmal allerdings stellte er Fragen. „Mit wem hast du eben telefoniert? Wie gern magst du eigentliche deinen Kollegen?“ Ein bisschen seltsam waren diese Fragen schon. „Aber er liebt mich eben“, dachte sie. Ein bisschen Neugier ist ganz normal. Bis sich die Fragen häuften. Dann fingen sie an zu streiten. „Wen hast du da gerade so lange angeschaut?“, herrschte er sie an. „Gib es zu, ich bin dir nicht genug, und wenn doch, beweise es. Sag mir, dass ich der Einzige für dich bin.“

Mt 12,38-39
38 Da antworteten ihm einige von den Schriftgelehrten und den Pharisäern, sie sagten: „Lehrer, wir wollen von dir ein Zeichen sehen!“ 39 Er aber antwortete und sagte zu ihnen: „Ein böses und ehebrecherisches Geschlecht begehrt ein Zeichen und es wird ihm kein Zeichen gegeben werden, außer das Zeichen Jonas, des Propheten. Matthäus, Kapitel 12. 

Die Pharisäer fordern ein Zeichen I
Die Pharisäer, wörtlich „die Abgesonderten“, fordern von Jesus ein Zeichen. Dass er der Sohn Davids sein soll, der Messias, dafür wollen sie einen echten Beweis sehen. Die Wunderheilungen Jesu: Lahme, die wieder gehen, Blinde die wieder sehen und Stumme, die wieder sprechen, die sind ihnen nicht genug. Da könnte ja jeder kommen. Sie wollen ein richtiges Zeichen, etwas Unumstößliches, eine Garantie, vorher glauben sie ihm nicht. Wie das genau aussehen soll, wissen sie allerdings selber nicht. Ihre Forderung wirkt trotzig, geradezu überheblich: „Beweise uns, was du nicht beweisen kannst“, so klingt es.

Kein Vertrauen
Er hatte schon einige Beziehungen hinter sich. Seine letzte Partnerin war mit seinem Kollegen durchgebrannt. Viel später erst hatte er verstanden, dass dieses Verhältnis schon einige Jahre ging. In den Blicken seiner Freunde und Bekannten las er damals eine Mischung aus Mitleid und Unverständnis. „Hast du denn gar nichts bemerkt?“, fragten sie. Wie hatte er so naiv sein können? Diesmal sollte es anderes werden. Er würde besser aufpassen, kritischer sein, von Anfang an. So etwas würde ihm nicht noch einmal passieren.

Was war eigentlich mit Jona?
Er aber antwortete und sagte zu ihnen: „Ein böses und ehebrecherisches Geschlecht begehrt ein Zeichen und es wird ihm kein Zeichen gegeben werden, außer das Zeichen Jonas, des Propheten.“
Ein Bild von Jona aus einer Kinderbibel: Ein kleiner Mann sitzt mit gefalteten Händen in einer großen roten Höhle in einer Pfütze. Jona wird von Gott beauftragt nach Ninive zu ziehen um das Volk zur Umkehr zu bewegen. Stattdessen flieht er und landet durch unglückliche Umstände im Bauch eines Riesenfischs. Er fängt an zu beten und wird tatsächlich wieder ausgespuckt. Als wäre es sein einziger Lebensinhalt, geht er schließlich doch nach Ninive und bewegt die Leute dazu, ein neues Leben zu beginnen.

Das Zeichen
40 Denn gleichwie Jona drei Tage und drei Nächte im Bauch des großen Fisches war, auf diese Weise wird der Menschensohn in dem Herzen der Erde sein, drei Tage und drei Nächte.
Jesu Rede klingt wie ein Rätsel. Und sie erinnert an vertraute Worte: Am dritten Tage auferstanden von den Toten – so heißt es in unserem Glaubensbekenntnis. Bei Matthäus scheint es so, als wüssten die Pharisäer was damit gemeint ist. Auch wenn sie die Botschaft dahinter nicht verstehen. Jesus wird auferstehen. Dass sich so ein Gerücht breitmacht, wollen sie verhindern. Nach Jesu Tötung auf Golgatha gehen sie zu Pilatus, dem Statthalter und bitten ihn darum Jesu Grab bewachen zu lassen. Niemand soll den Leichnam stehlen und dann behaupten der Scharlatan sei auferstanden. Als die Frauen tatsächlich das leere Grab entdecken, bestechen die Hohepriester die Wachen mit Geld. Sie wollen das Wunder vertuschen. 

Die Niniviten
41 Die Männer von Ninive werden sich im Gericht mit diesem Geschlecht erheben und es verurteilen, denn sie taten auf Jonas Predigt hin Buße. Und siehe, hier ist mehr als Jona!“
Was für eine Drohung. Gericht und Verurteilung. Auch im Neuen Testament gibt es harsche und unbarmherzige Worte. „Dieses Geschlecht“, die Ungläubigen, die es nicht einsehen wollen. Sie stehen im Gegensatz zu den Männern von Ninive, den Guten, die sich bekehren.
Matthäus zeichnet ein Schwarzweißbild. Wie leicht ist es,  die einen zu verurteilen und sie mit den anderen, die es besser machen, die gut und fromm sind, zu vergleichen. Mir gefällt das nicht. Diese Sichtweise passt nicht zu meinem Menschenbild und auch nicht zu meinem Verständnis vom Glauben.
Ich verstehe, dass Die Pharisäer skeptisch sind und zweifeln. Auch ich kenne Glaubenszweifel nur zu gut. Wie gern wünschte ich mir ein einfaches Zeichen, etwas oder jemanden der sagt, Gott gibt es wirklich. Aber so einfach ist es nicht. 

Innerer Monolog
„Wenn ich doch nur wüsste, dass sie mir treu ist“, denkt er. Ich würde alles für sie tun. Sie ist mein Leben. Ob da etwas zwischen ihr und dem Kollegen ist…? Neulich hat sie von ihm gesprochen und dabei so gelächelt… Ich würde es nicht ertragen, sie zu verlieren. Ich könnte nach der Arbeit einfach mal schauen, was sie so macht. Nur zufällig… ach, aber das wäre doch nicht schön… so hinterhältig… aber ich tue es ja für uns. Für die Liebe.

Die Pharisäer fordern ein Zeichen II
„Wir wollen ein Zeichen von dir sehen!“, die Pharisäer wollen sich von den Jüngern Jesu abgrenzen, sie sind skeptisch, sie sind unsicher, sie sind misstrauisch, sie sind verletzlich… sie sind Menschen wie du und ich. Den Gottesbeweis, den sie fordern, kann ihnen auch Christus nicht geben, oder doch? 

Eskalation…
Eines Tages ist es ihr einfach zu viel. Die ständigen Fragen, das Misstrauen. Als er am Abend nach Hause kommt stellt sie ihn zur Rede: „Warum vertraust du mir nicht?“ Er senkt den Kopf. „Ich weiß es nicht“, murmelt er leise. 

Jona und Christus
„Ein böses und ehebrecherisches Geschlecht begehrt ein Zeichen und es wird ihm kein Zeichen gegeben werden, außer das Zeichen Jonas, des Propheten.
Jona im Bauch des Fisches. Um ihn herum ist es dunkel. Er sieht kein Licht, keine Hoffnung. Er betet: „Du warfst mich in die Tiefe, mitten ins Meer, dass die Fluten mich umgaben. Alle deine Wogen und Wellen gingen über mich,  dass ich dachte, ich wäre von deinen Augen verstoßen…“
Christus, der Mensch ruft vom Kreuz: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ 

Es gibt keinen Beweis…
Für die Liebe gibt es keinen Beweis, ebenso wenig für Gott. Nicht nur für die Pharisäer und auch für dich und mich nicht. Zweifel und Unglaube sind menschlich, sie sind verständlich. Jesu letzte Worte am Kreuz bestätigen es.
Man kann sagen, in dieser Welt kann es keinen Gott geben, der das Leid immer wieder zulässt. Oder man sagt: In dieser Welt gibt es einen Gott, der das Leid immer wieder mit uns teilt:
Jesus Christus, gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes und am dritten Tage auferstanden von den Toten. Das möchte ich glauben. Einen Beweis gibt es nicht.

Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.
Amen.

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Vikarin Daniela Hagemeyer
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