Geschichte und Ausstattung
Eine erste Erwähnung findet Großstädteln in einer Urkunde Bischof Heinrichs aus dem Jahre 1289. Der Ortsname wird dabei von dem Wort Stadel (=Scheune) abgeleitet. Die heutige Kirche in Markkleeberg-Großstädteln steht auf den Grundmauern eines Gotteshauses aus vorreformatorischer Zeit, dessen genaues Erbauungsdatum nicht mehr feststellbar ist. Die räumliche Nähe zwischen Herrenhaus und Kirche erklärt sich aus der Anlage des Ortes Großstädteln (damals: Stadelen) als Sumpfburg.
Die hiesigen Kirchenpatrone waren ab 1482 Caesar von Pflugk und ab 1530 Wolf von Erdmannsdorf. Im 18. Jh. machte sich die Familie der Freiherren von Hohenthal um die Erhaltung und Erneuerung des Gebäudes verdient. Zeugnis dieser Zeit sind einige alte Grabsteine aus dem 16. Jh., die an den Wänden der alten Kirche aufgestellt waren. Von ihnen sind nur noch wenige erhalten geblieben.
Bereits 1855 strebte man eine vollständige Renovierung von Kirche und Orgel an, da sich beide in sehr schlechtem Zustand befanden. Zahlreiche Schenkungen und Opfergaben machten es schließlich möglich, im Jahre 1879 die Umgestaltung in Angriff zu nehmen.
Der Kirchenbaumeister Hugo Altendorff (1843-1933) aus Leipzig entwarf die im neugotischen Stil gehaltenen Umbaupläne. Weitere Kirchenbauten Altendorffs sind die Gethsemanekirche in Lößnig, die Erlöserkirche in Thonberg und die Friedenskirche in Gohlis im heutigen Leipzig.
Im April 1880 begann der Abriss des alten Kirchengebäudes. Zunächst sollten einige der Umfassungsmauern und Säulen in das neue Bauwerk eingehen. Das Vorhaben stellte sich jedoch als schwierig heraus, so dass man sich für einen vollständigen Neubau entschied. Dieser wurde noch im gleichen Jahr fertiggestellt.
Die vorletzte Renovierung und Umgestaltung der Kirche erfolgte in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Dabei entfernte man die Seitenemporen und die Kanzel und die Kirche bekam ihre jetzige moderne Ausstattung. Als Material für Altarplatte, Taufstein, Wandverkleidung und Fußboden fand Rochlitzer Porphyr Verwendung. Das Gestühl übernahm man aus der Magdeborner Kirche, welche in den 70er Jahren, wie so viele in der Region, dem Tagebau weichen musste.
Die Wiedereinweihung der neugestalteten Kirche fand zum Reformationsfest 1992 statt. An diesem Tag erklang auch zum ersten Mal die neue Orgel.
Ursprünglich befand sich in der Kirche eine Paul-Schmeißer-Orgel (1880). Es folgten Orgeln aus Dörfern, die der Braunkohle weichen mussten. 1943 hatte A. Schmeißer die von ihm 1917 für Witznitz gefertigte Orgel hier aufgestellt. 1969 wurde die zweimanualige Jehmlich-Orgel (erbaut 1936) aus dem Dorf Zehmen in die Großstädtelner Kirche versetzt.
Die heutige Orgel ist eine Arbeit des Großolbersdorfer Orgelbaumeisters Georg Wünning. Sie besitzt 11 Register auf 1 Manual und Pedal. Sie erklingt seit 1992 in der kleinen Kirche zu Großstädteln.
Bereits 1956 war in der Kirche das von der Bildhauerin Elly-Viola Nahmmacher aus Greiz geschaffene Kreuz aufgestellt worden. 1975 erhielt dieselbe Künstlerin den Auftrag zu einem Kreuzweg, den sie in den Jahren 1978 bis 1980 gestaltete. Weitere bedeutende Werke der Künstlerin sind das Kruzifix in der Kreuzkirche zu Chemnitz und der Kreuzweg in der Röm.-Katholischen Kirche zu Greiz.
Die Betonglasfenster wurden bei der letzten Renovierung in den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts bei dem Glasgestalter Christoph Grüger aus Schönebeck in Auftrag gegeben. Die Herstellung übernahm in den Jahren 1987 bis 1990 die Firma Lehmann in Berlin-Weißensee. Die Fenster im Hauptschiff zeigen die Symbole der vier Evangelisten (ein Mensch - Matthäus, Löwe - Markus; Stier - Lukas; Adler - Johannis).
Besonders bemerkenswert ist das Tauffenster im Querschiff der Kirche, von dem der Künstler 2008 bei seinem Besuch sagte, er habe versucht in verschiedenen Blautönen die Taufe als Tor zum Leben, von Wasserströmen umrahmt, darzustellen. Der kleine rosa Punkt in der Mitte symbolisiert dabei die Seele, welche in die Welt geht. Die beiden großen Fenster im Querschiff in Nord- und Südrichtung sind Allegorien auf den Tag und die Nacht bzw. das Leben und den Tod.
Ab März 2012 wurde die Kirche abermals renoviert. Nötig war dies, da sie am Sockel und im Innenraum Feuchtigkeit aufwies, die das Mauerwerk dauerhaft zu schädigen drohte. In diesem Zuge wurden weitere Sanierungs- und Erneuerungsmaßnahmen ergriffen. Inzwischen sind die Rennovierungen außen wie innen abgeschlossen, die Kirche erstrahlt in neuem Glanz und läd Gemeindeglieder und Besucher zu Gottesdiensten und Besichtigungen ein.
Das Gelände um die Kirche diente in früherer Zeit als Friedhof. Hier ruht u.a. der Literarhistoriker Adolph Wagner, ein Onkel des Komponisten Richard Wagner. Zu Lebzeiten war er unter dem Pseudonym Ralph Nym als Schriftsteller bekannt. Bis zu seinem Tod im August 1835 wohnte er als Gast des Grafen von Hohenthal auf dem Rittergut Großstädteln.
Konstantin von Tischendorf, bedeutender Handschriftenforscher und Neutestamentler war nach seinem Studium in Leipzig von 1838-1839 Lehrer an der Erziehungsanstalt des Pastors Zehme in Großstädteln und lernte hier seine spätere Frau Angelika, die Tochter des Pfarrers kennen. Er gilt als einer der bedeutendsten Erforscher der Textgeschichte des Neuen Testaments.
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