Jugend im Dialog
Kirche in 300 Monaten – Jugendliche im Dialog mit Landesjugendpfarrer Tobias Bilz
Wie kann Gemeindeleben auch in 25 Jahren noch lebendig sein? Wie wünschen sich junge Menschen Kirche in Zukunft? Zum 300. Kirchenjubiläum mal nicht auf Geschichte und Vergangenes schauen, sondern Ausblicke wagen, Fragen einbringen und Ideen austauschen – darum ging es am 11. Mai 2017 ab im Jugendhaus Großstädteln bei der öffentlichen Abendveranstaltung „Jugend im Dialog“.
Jugendliche der Kirchgemeinde Großstädteln-Großdeuben und der Martin-Luther-Kirchgemeinde Markkleeberg-West stellten an diesem Abend vor, was sie im Rahmen einer Zukunftswerkstatt gemeinsam erarbeitet hatten. Sie beschäftigten sich mit Themen, die sie selbst interessant und wichtig finden. Besonders bewegte die Jugendlichen die Frage nach dem Umgang von Gemeinden mit homosexuellen Menschen. Außerdem ging es ihnen um Ideen für einen ansprechend gestalteten Konfirmandenunterricht. Die Ergebnisse des Austauschs sollen auch in die Gemeindearbeit einfließen.
Gast und Gesprächspartner war Tobias Bilz, der sächsische Landesjugendpfarrer. Er stellte die konzeptionelle Arbeit und den Zukunftsprozess der Evangelischen Jugend in Sachsen vor und er diskutierte mit den Jugendlichen über den Umgang von Landeskirche und Gemeinden mit Homosexuellen. Die Diskussionsrunde wurde unterstützt von Gemeindepädagogin Carola Peifer und Pfarrerin Kathrin Bickhardt-Schulz, beide begleiteten Konfirmanden und Junge Gemeinde in der Vorbereitung des Themenabends.
Die öffentliche Veranstaltung stieß auf reges Interesse: Mehr als 70 überwiegend junge Leute folgten der Diskussion, etliche brachten ihre Sichtweise selbstbewußt und mit klaren Worten ein. Einig waren sich die Jugendlichen in ihrem Wunsch nach einem selbstverständlicheren Umgang mit homosexuellen Menschen in Kirchgemeinden und auch in der sächsischen Landeskirche. Zu diesem Selbstverständnis gehört für die Jugendlichen unter anderem, dass homosexuelle Paare kirchlich heiraten können und auch, dass Pfarrer oder Pfarrerinnen mit ihrem gleichgeschlechtlichem Partner bzw. ihrer Partnerin im Pfarrhaus leben können sollen.
Landesjugendpfarrer Tobias Bilz verdeutlichte, wie spannungsgeladen die Auseinandersetzung mit diesen Fragen in der Landeskirche verläuft. Er sprach von einer „Zerreissprobe“, die Veränderung nur in kleinen Schritten ermögliche. Einstellungen veränderten sich langfristig, so Bilz. Neben anhaltender Aufklärung seien aus seiner Sicht Erfahrungen im Alltag und der persönliche Kontakt zwischen Menschen besonders wichtig. Er ermutigte Homosexuelle, trotz teils schmerzlicher Erlebnisse, das Risiko einzugehen, sich zu zeigen.
Pfarrerin Kathrin Bickhardt-Schulz stellte die Frage, was die Junge Gemeinde tun könne, um dem Wunsch nach einem selbstverständlicheren Umgang mit Homosexuellen gerecht zu werden. Mehr Achtsamkeit bei der Wortwahl, etwa bei Einladungen? Gesonderte Angebote? Die Jugendlichen benannten den aus ihrer Sicht diskriminierenden, ausgrenzenden Charakter von „Extra“-Programmangeboten mit eigener Ansprache. Sie wünschten sich vielmehr offene Begegnungsmöglichkeiten.
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