Geld für Menschen oder für Gebäude?
Eine Missionarin aus Indien, die für einige Wochen in Leipziger Kirchgemeinden zu Gast war, sagte zum Abschied: hier lege man viel Wert auf schöne Gebäude und investiere viel Geld in sie - anstatt in die Menschen. Stimmt das? Den größten Teil der kirchlichen Einnahmen verwenden wir, um damit Arbeitsplätze für Menschen zu schaffen - allein in Markkleeberg finden fast 40 Menschen Arbeit bei Kirchgemeinden. Diese Arbeitsplätze wiederum sind kein Selbstzweck, sondern sie dienen der Arbeit mit und für Menschen. Erst an zweiter Stelle wird Geld für Gebäude ausgegeben. Wertvolle historische Gebäude sind aber auch eine Verpflichtung unseren Vorfahren und Nachfahren gegenüber. Es hat 40 Jahre in unserem Land gegeben, in denen viele Gebäude durch Unverstand, Misswirtschaft und Ideologie zerstört, abgewirtschaftet worden sind - in diesen Jahrzehnten ist mehr als im Weltkrieg zerstört worden. In den letzten Monaten sind nun wiederum einige Bauvorhaben, die seit Jahren geplant waren, begonnen worden und sehen einem baldigen Abschluss entgegen.
Die Friedhofsmauer in der Rathausstraße bot seit vielen Jahren ein schlechtes Bild. Sie hatte Schäden durch Feuchtigkeit und Risse, so dass ein Neuverputz nur ein kurzfristige Schönheitsoperation gewesen wäre. Nun ist sie, ebenso wie die eisernen Tore, nach alten Zeichnungen aus dem Jahr 1897 neu hergestellt worden - ein Schmuckstück für das Stadtbild und den Friedhof.
Im Frühjahr 2006 war der Altar in der Kirche eingerüstet. Seine Restaurierung war schon seit vielen Jahren als Abschluss der Innenrenovierung der Kirche geplant. Aber es fehlte zunächst am Geld sowie an den erforderlichen Voruntersuchungen. Fünf Jahren haben viele Gemeindeglieder kleinere und größere Summen für die Altarrestaurierung gespendet, so dass wir allein aus diesen Mitteln das Vorhaben ausführen konnten. Allen Spendern sei nochmals herzlich gedankt. Ein Restaurator hat im Frühjahr 2006 gründliche Farbuntersuchungen am Altar vorgenommen und dabei fünf verschiedene Farbfassungen aus den 289 "Lebensjahren" des Altars entdeckt. Nach sorgfältigen Überlegungen hat der Kirchenvorstand sodann in Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege beschlossen, die ursprüngliche barocke Erstfassung aus dem Jahr 1717 wiederherzustellen, indem sie als sechste Schicht neu aufgetragen wird. Im Gottesdienst am 5. November 2006 haben wir den Abschluss der Altarrestaurierung gefeiert!
Auch das Gartengelände der Kindertagesstätte ist in mehreren Schritten umgestaltet worden. Es hat neue, attraktive Spielmöglichkeiten für die Kinder erhalten und ist dabei naturnah verwandelt worden. So gibt es ein Weidentipi, ein Baumstammmikado, eine Nestschaukel, eine Wasserspielstrecke und anderes. Spielgeräte, die nach 12 Jahren brüchig geworden sind, müssen noch ersetzt werden. Eltern haben fleißig mitgeholfen, aber auch Erzieherinnen haben sich engagiert, um einen Großteil der Kosten gefördert zu bekommen.
Ein eher stiefmütterliches Dasein fristen an den Außenwänden unserer Kirche Gedenkstätten für längst verstorbene Persönlichkeiten unserer Kirchgemeinde (sog. "Epitaphe"). Es handelt sich zumeist um Adlige und Pfarrer, aber auch einen Müllermeister sowie deren Familienangehörige. Diese Menschen haben einst unserer Kirche viel von ihrem Vermögen zugewendet, so dass sie über die Jahrhunderte erhalten und mit Kunstwerken versehen werden konnten, oder sie haben auf andere Weise unserer Gemeinde gedient. Ihre Nachfahren leben nicht mehr hier, aber ihre Gedenksteine sind z. T. wertvolle Kunstwerke und Zeitzeugen und dürfen nicht einfach dem Verfall preisgegeben werden. Wir werden in den nächsten Monaten einzelne Erhaltungsmaßnahmen an diesen Epitaphen ausführen lassen.
Das Geld für all diese Bauarbeiten kommt aus Spenden, aus Ihrem Kirchgeld, aus Pachten, hinzu kommen Fördermittel. Bitte lassen Sie nicht nach in Ihrer Unterstützung - und freuen Sie sich mit an jedem neuen Abschnitt. Die Kirche mit allen ihren Bereichen ist ein Jahrtausendwerk, an dem wir mitwirken dürfen.
Ihr Pfarrer Dr. Arndt Haubold
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