Wie Masken unser Leben bestimmen – selbst im Gottesdienst

Eigentlich gehören sie in die Faschingszeit oder ins Theater oder zur Laienspielgruppe. In diesem Jahr sind sie in ganz anderer Form zu unserer Kleidung hinzugekommen. Bisher sah ich sie nur, wenn ich zu meiner lieben Zahnärztin ging. In der Bibel gibt es verschiedene Personen, die Masken trugen - Masken, die nicht sichtbar, sondern nur an einer bestimmten Haltung erkennbar waren. Einer Haltung, die vor anderen etwas verbergen sollte. David zum Beispiel hatte große Schuld auf sich geladen. Er tötete seinen Feldherren Uria, um dessen Frau Bathseba ganz für sich zu gewinnen. Er wollte den Tod vor Gott verheimlichen, doch er merkte immer mehr, dass das nicht geht. Und er bittet: „Schaff in mir Gott ein reines Herz“ (Psalm 51,12). Vor Gott dürfen alle Masken, die uns zu einem anderen Menschen verstellen wollen, fallen, denn er erforscht uns täglich neu und das von Mutterleib an (Psalm 139). Alle Versuche, uns zu verstellen oder eine Rolle zu spielen unter Freunden oder in der Gemeinschaft, scheitern vor ihm. Vor Gott sind wir, wie wir wirklich und einmalig sind. Sein Licht, sein Glanz, seine Ehre machen uns rein. Masken oder besser gesagt der Mund-Nasen-Schutz in seinen vielfältigen zum Teil kreativen und künstlerischen Ausprägungen, gehören jetzt zu unseren neuen Kleidungsstücken. Sie schaffen Abstand, unsere Kommunikation ist eingeschränkt. Sie schützen mich und die Anderen, und sie verdecken auch einen Teil von uns - wegen des Virus. Unser Wesen können sie nicht verstellen oder entfremden, auch wenn wir das manchmal gerne hätten, weil das Leben mit den Verstellungen bequemer erscheint. Diese Masken können wir fallen lassen. Die anderen, die wegen des Virus, allerdings noch nicht.
Ihre Pfarrerin Kathrin Bickhardt-Schulz  

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