Mit Kindern im Gottesdienst?!
Unsere Gemeinde möchte auch im Gottesdienst kinderfreundlich sein! Wir laden mehrmals im Jahr Groß und Klein zum gemeinsamen Gottesdienst ein und bieten sonntäglich Kindergottesdienst für Schulkinder während der Predigt an. Kleinkinderbetreuung, Krabbelgottesdienst und Familienkirche - wir haben schon manches versucht und werden weiteres versuchen.
Manchmal aber kommt es zu Konflikten, wenn lebhafte Kinder im Gottesdienst für Unruhe sorgen. Gottesdienstbesucher - und nicht nur ältere - klagen dann, dass sie nichts verstehen konnten und gehen enttäuscht nach Hause. Andere erwarten, dass der Gottesdienst in unserer lauten Zeit eine Stunde der Besinnung ist. Manchmal sind es gerade Leidtragende, die Worte des Trostes hören möchten.
Ist es nicht gerade wichtig, dass auch Kinder in unserer lärmbetonten Welt Situationen der Stille erfahren und einüben? Wie kann ein Gebet in äußerer Unruhe gelingen? Und werden nicht auch Pfarrer, Kantor und Lektor um ihre aufwändige Vorbereitung gebracht, wenn ihre Worte etwa von tanzenden Kindern im Mittelgang übertönt werden?
Junge Mütter und Väter aber bitten um Verständnis, dass sie dann nicht mehr zum Gottesdienst kommen könnten, wenn die Lebendigkeit ihrer Kinder störe. Sie möchten angenommen sein in ihrer familiären Situation. Und sind böse Blicke oder gar ein verbaler Rausschmiss aus dem Gottesdienst wirklich christliche Reaktionen und Kennzeichen einer einladenden Gemeinde? Fast zu jeder Taufe verlesen wir das "Kinderevangelium": "Lasst die Kinder zu mir kommen...", mit dem Jesus seine Jünger kritisierte, als sie seine Ruhe nicht gestört wissen wollten von einer Gruppe Erwachsener.
Wie kann eine Gemeinde mit diesen unterschiedlichen Bedürfnissen umgehen? Einander annehmen und deshalb aufeinander Rücksicht nehmen - das könnte weiterhelfen. Vielleicht können die einen mehr Nachsicht üben, wenn sie nicht alles verstehen, aber sich freuen dürfen, dass junge Familien zur Kirche kommen? Vielleicht können aber auch die anderen den Wert gottesdienstlicher Stille stärker achten und ihre Kinder bewusster zu aufmerksamen Zuhörern erziehen? Manchmal hilft es schon, mit einem unruhigen Kind für 5 Minuten einen kleinen Spaziergang um die Kirche zu machen oder sich einfach in eine Ecke der Kirche zu setzen.
Ihr Pfarrer Dr. Haubold
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