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Reformation oder Halloween?
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Reformation oder Halloween?

Was ist am 31. Oktober los?

Die meisten Kinder antworten seit wenigen Jahren "Halloween"!
Kaum einem fällt zuerst ein: es ist Reformationsfest.
Für Kinder im Mutterland der weltweiten Reformation ist das ein kulturelles Armutszeugnis.
Natürlich ist - wie immer - die Kirche selber Schuld!! Sie hat es versäumt, das Reformationsfest kindgerecht aufzubereiten.


Die 95 Thesen Martins Luthers an der Tür der Wittenberger Schlosskirche – das ist schwere theologische Kost, die heute kaum ein Erwachsener ohne Hilfe verstehen kann. Allerdings gibt es auch aus dem Leben Martin Luthers vieles zu erzählen, was Kinder gut verstehen können. Das hat jüngst der Luther-Film gezeigt. Auch die Lutherrose kann man Kindern erklären. Und manche Lieder von Martin Luther können auch heute Kinder gut singen - sofern sie eben überhaupt noch deutsches Volksgut singen - etwa "Vom Himmel hoch, da komm ich her". Viele Geschichten der Bibel kann man Kindern gut zumuten, und noch immer ist die Bibelübersetzung Martin Luthers die beste Sprachschule für Kinder. Und die Reformationsbrötchen schmecken natürlich auch Kindern gut.
In Luthers Leben ist auch manches Spannende und Gruselige passiert: ein lebensgefährliches Gewitter, eine nächtliche Entführung, Auftritte vor dem Kaiserthron auf Tod und Leben und vieles mehr. Also gibt es durchaus Anknüpfungspunkte, Reformation für Kinder erlebbar zu machen. Im Gottesdienst am 31. Oktober um 10 Uhr in der Martin-Luther-Kirche können die Kinder dazu etwas erleben!
Aber auch für Erwachsene kann der Tag seinem Anlass entsprechend gestaltet werden – es gibt viele musikalische Angebote dafür, z. B. am 31.10.2004 um 18.00 Uhr in der Martin-Luther-Kirche die Aufführung von Händels "Messias"!

Eigentlich brauchten wir keinen amerikanischen Festimport Marke Halloween, der den Reformationstag aus dem Bewusstsein unserer Kinder in Deutschland verdrängt! Beleuchtete Kürbisse könnte man auch am 10. oder 20. Oktober ins Fenster stellen. Hexen gehörten bisher zur Walpurgisnacht am 30. April - weshalb müssen sie auf den 31. Oktober rücken? Der Grusel-Spektakel am Reformationstag - das ist so, als würde jemand am Heiligabend mit einem Faschingskostüm durch die Gegend laufen. Mag Amerika Halloween feiern, weil es kein Reformationsfest kennt – nicht alles, was aus Amerika kommt, müssen wir übernehmen, es ist auch nicht alles gut, was von dort kommt!

Seit 1667 - dem 150-jährigen Jubiläum der Reformation Luthers - feiert Sachsen das Reformationsfest. Das 200. Jubelfest 1717 wurde sogar mit drei Feiertagen begangen - und am dritten Tag wurde die Gautzscher Kirche (die heutige Martin-Luther-Kirche) feierlich eingeweiht. Wir können im Osten Deutschlands sogar stolz darauf sein, dass wir in unseren fünf Bundesländern den Reformationstag wieder als Feiertag begehen. Nur bei uns - ein Stück ostdeutsche Identität! Nachdem die DDR-Regierung diesem Feiertag 1968 den staatlichen Schutz entzogen hatte, wurde er 1990 wieder eingeführt. Es hatte sogar Christen gegeben, die nach 1968 am Vormittag des 31. Oktober zum Gottesdienst gegangen sind statt in die Schule oder zur Arbeit. Jetzt sind wir dabei, diesen Feiertag leichtfertig wieder zu verspielen, indem wir ihn zum Fest der hohlen Kürbisse machen.

W ie gesagt – nichts gegen Kürbisse (und sicher verdienen auch einige gut daran) – aber nicht am Reformationsfest im Mutterland der Reformation - das sind wir unseren Kindern und Enkeln und unserer kulturellen Identität schuldig!

Ihr Pfarrer Dr. Arndt Haubold

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Pfarrer Dr. Arndt Haubold
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