Sommerzeit - Reisezeit
Sommerzeit - Reisezeit
In diesen Wochen werden viele von Ihnen in die Nähe oder in die Ferne verreisen. Urlaub machen ist schön: ausspannen, ausschlafen, Zeit für die Kinder und den Ehepartner haben, neue Kräfte tanken, neue Länder und Menschen kennenlernen. Es sind Wochen der Freiheit, für die wir Gott danken dürfen - auch für die Möglichkeiten, die uns seit 17 Jahren offen stehen und für die materiellen Möglichkeiten in unserem reichen Teil der Welt auch für die, die nicht reich sind.
Trotz aller Freiheit gelten aber auch im Urlaub Regeln und Grenzen, die uns Gottes Gebote setzen. Sie regen uns an, bewusst und sanft Urlaub zu machen. Denn rücksichtsloser Tourismus kann vieles zerstören: Naturräume, Verhaltensweisen und Seelen. Wir kennen die Problematik von Stränden, die durch Betonburgen ihren Charme verloren haben. Wir erleben an Orten des Massentourismus, wie wir Opfer von Betrug und Nepp werden und nicht mehr als persönliche Gäste behandelt werden. Wir wissen von Urlaubsarten, bei denen Erwachsene oder gar Kinder Objekte sexuellen Vergnügens werden. Jeder Urlaub kann positiv aber auch eine kleine Wallfahrt oder Pilgerreise werden.
Ins Urlaubsprogramm der meisten Menschen gehören Kirchen. Wie verhalten wir uns aber dort? Betreten wir als Christen Kirchen nur als Objekte schneller Neugier - oder als Stätten eines Gebetes? Bedecken wir beim Betreten eines Gotteshauses unsere sommerliche Strandblöße, essen Eis und Pommes vorher auf, stellen den I-Pod einmal ab - oder ziehen wir einfach unsere Straßenrunde weiter, zum Nordportal hinein und zum Süd-portal wieder hinaus? Besuchen wir am Sonntag vielleicht einen Gottes-dienst am Urlaubsort und überbringen dort einen Gruß unserer Heimatgemeinde, damit wir die Verbundenheit der weltweiten christlichen Familie ausdrücken? Es kann eine Bereicherung sein, den Gottesdienst einer anderen Konfession einmal mitzuerleben (orthodox oder katholisch). Die sprachliche Barriere und der ungewohnte Ablauf erschweren manchem aber vielleicht das Verständnis. Es lohnt sich deshalb, sich vorher nach evangelischen und deutschsprachigen Gottesdiensten in der Urlaubsregion zu erkundigen (im Internet oder beim Gemeindepfarrer). An vielen Urlaubsorten gibt es deutschsprachige evangelische Urlauberseelsorge!
Schließlich ist schon die Wahl des Reisezieles und des Verkehrsmittels eine ethische Frage. Muss ich extrem viel Kerosin, das unsere Atmosphäre zerstört, verbrauchen, nur um mich ein paar Tage auf anderen Seite der Erde am Strand zu sonnen, oder kann ich nicht denselben Erholungseffekt auch viel näher gewinnen? Muss jeder wirklich die Pyramiden, die chinesische Mauer und die Lofoten, Rio de Janeiro, Sidney und New York gesehen haben - oder kann man nicht wunderbare Entdeckungen z. B. im märkischen Belzig, im schlesischen Schweidnitz, im thüringischen Kranichfeld machen? Ist es wirklich ein lohnendes Erlebnis, im Stau auf Autobahnen oder in den Wartehallen der Flughäfen kostbare Urlaubstage zu opfern, oder ist nicht eine Radtour oder eine Eisenbahnfahrt mit den Kindern in unserem schönen Land ein viel nachhaltigeres Erlebnis? Möge jeder einen erlebnisreichen Urlaub seiner Wahl und Verantwortung gemäß verbringen, bewahrt und behütet und mit neuen Eindrücken beschenkt zurückkehren und vielleicht auch die eine oder andere Gotteserfahrung in diesen Wochen machen!
Ihr Pfarrer Dr. Arndt Haubold
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